Flächendeckende, wohnortnahe Versorgung unerwünscht

Sterben Facharztpraxen aus?

Es ist seit längerer Zeit erklärter Wille der Politik, die strikte Trennung von Arztpraxen und Krankenhäusern abzubauen. Systematisch wird aktuell jedoch daran gearbeitet, den Patienten einseitig einen freien Zugang in einen zunehmend ambulant geöffneten stationären Bereich zu ermöglichen.

Grundsätzlich unterstützt der Verband eine engere Verzahnung von Arztpraxen und Krankenhäusern in der Betreuung gemeinsamer Patienten. Er hat seinen Mitgliedern bereits vor einem Jahr empfohlen, sich an der vom Gesetzgeber angebotenen Möglichkeit der Ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) zu beteiligen. Dabei handelt es sich um eine primär intersektorale Struktur, also eine vertraglich vereinbarte Mischform von ambulanter und stationärer Versorgung.

"Die aktuelle politische Entwicklung ist desaströs", kommentiert Dr. Albert Beyer vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng). "Das Versorgungsstärkungs-Gesetz soll die im Koalitionsvertrag bereits angedachte weitere einseitige Öffnung der Kliniken zementieren und die fachärztliche Versorgung durch freie Praxen in der Fläche durch ungleiche Bedingungen sowie zahlreiche weitere Repressalien massiv beschädigen. Damit wird ein Verdrängungswettbewerb zulasten der niedergelassenen Facharztpraxen in die Wege geleitet. Der gute Gedanke der ASV - Erhalt der seit Jahrzehnten bewährten freien fachärztlichen wohnortnahen Versorgung bei gleichzeitig besserer Kooperation zwischen Praxis und Klinik - wird über Bord geworfen."

"De facto läuft das darauf hinaus, dass die niedergelassenen Fachärzte gedrängt werden, ihre Freiberuflichkeit einzuschränken und sich stationären Einrichtungen anzugliedern", erklärt Dr. Beyer. "Nutznießer sind Gesundheitskonzerne. Die freiberufliche Tätigkeit bleibt auf der Strecke und wird bewusst ausgehungert. Dies ist der Weg in die Konzern- und Staatsmedizin - zu Lasten des Patienten."