Selbst schuld?

Ist Darmkrebs Schicksal?

Zurzeit kursieren Meldungen über Studienergebnisse aus dem renommierten internationalen Fachjournal Science, nach denen Krebs in sehr vielen Fällen zufällig entsteht. Das kann nicht bestritten werden, es bedeutet aber keineswegs, dass man nichts tun kann, um Krebs zu vermeiden, meint Dr. Jens Aschenbeck.

„Krebs ist nie eine Frage von Schuld“, betont der Darmkrebsexperte vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng). Jeder Bundesbürger trägt ein Risiko von etwa sechs Prozent, im Laufe seines Lebens an Darmkrebs zu erkranken. Dieses Risiko hängt von einer Reihe von Faktoren wie genetischen Vorbelastungen, Umwelt- und Verhaltenseinflüssen ab, die nicht ausgeschaltet werden können. Wichtig ist aber, dass über 80 Prozent der Darmkrebsfälle zufällig und nicht vorhersehbar entstehen. Und in der ganz überwiegenden Zahl entstehen diese aus vorbestehenden, gutartigen Polypen.

„Niemand ist also vor Darmkrebs gefeit“, erklärt bng-Experte, „aber jeder hat es in der Hand, durch Darmkrebsvorsorge und -früherkennung seine Risiken günstig zu beeinflussen. Im Zuge einer Darmspiegelung entfernt der Magen-Darm-Arzt alle Polypen, aus denen eine Krebserkrankung hervorgehen könnte. In den seltenen Fällen, in denen eine Darmkrebserkrankung entdeckt wird, bedeutet die frühzeitige Erkennung große Chancen auf Heilung.“

Zur Bestätigung seiner Aussage verweist Dr. Aschenbeck auf die Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts. Danach ist die Anzahl der Erkrankungs- und Sterbefälle bei Darmkrebs in den letzten Jahren rückläufig. Dazu hat unter anderem das Darmkrebs-Screening-Programm der gesetzlichen Krankenkassen beigetragen, das allen Versicherten den Anspruch auf eine Darmspieglung ab dem Alter von 55 Jahren sichert.