Akute Divertikulitis

Antibiotika oder nicht?

Der Darm ist ein stark belastetes Organ, das im Laufe des Lebens genauso altert wie andere Körpergewebe auch. Zu den typischen Altersveränderungen gehören Divertikel. Diese Ausstülpungen der Darmwand im Dickdarmbereich sind in der Regel harmlos, können aber, wenn sie sich entzünden, zu akuten Beschwerden führen.

„Früher waren Antibiotika eine selbstverständliche Maßnahme, um die Entzündung zurückzudrängen und ein Wiederaufkeimen der Beschwerden zu unterbinden“, sagt Dr. Ulrich Tappe vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng). „Vor dem Hintergrund zunehmender bakterieller Resistenzen sind wir heute deutlich zurückhaltender in der Verordnung von Antibiotika. Insbesondere hat sich bei Fällen einer akuten Divertikulitis ohne weitere Komplikationen herausgestellt, dass sich ein Vorteil der Antibiotikatherapie nicht belegen lässt.“

Die deutsche Fachgesellschaft für Verdauungskrankheiten rät den behandelnden Ärzten deshalb heute, in diesen Fällen auf Antibiotika zu verzichten und die Patienten stattdessen sorgfältig zu beobachten. Das gilt nicht, wenn die Betroffenen Begleiterkrankungen wie schwere Infektionen oder begleitende Symptome wie erhöhte weiße Blutkörperchen, schlechte Blutwerte, Fieber oder eine Immunschwäche haben.

„In jedem Fall ist nach Genesung von einer akuten Divertikulitis eine Darmspiegelung anzuraten, um ein kolorektales Karzinom auszuschließen“, erklärt Dr. Tappe. Denn in 15 von 1000 Fällen wird in der Folge einer diagnostizierten akuten Divertikel-Erkrankung ein Darmkrebs entdeckt. In 38 von 1000 Fällen finden sich Adenome, also Darmkrebsvorstufen.