Hausarztzentrierte Versorgung

Das kann doch nicht alles sein!?

Die Koalitionspartner der neuen Bundesregierung haben sich darauf verständigt, der hausarztzentrierten Versorgung durch weitere finanzielle Mittel den Rücken zu stärken. Die üppige Förderung der hausärztlichen Lotsenfunktion wird aber leider zwangsläufig dazu führen, dass das Budget an der Stelle, wo chronisch kranke Patienten einer intensiven spezialärztlichen Betreuung bedürfen, weiter verknappt wird.

„Wir benötigen im Gesundheitssystem sinnvolle Strukturen, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Patienten orientieren“, sagt Dr. Albert Beyer vom Vorstand des Berufsverbandes der niedergelassenen Gastroenterologen (bng). Alle Experten sind darin einig, dass chronisch erkrankte Menschen wie zum Beispiel Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) am besten in Stufenmodellen versorgt werden können. Die symptomorientierte Grundversorgung bei beschwerdefreiem oder komplikationsarmen Verlauf sollte dabei die Aufgabe des Hausarztes sein. Akute Schübe mit Komplikationen können hingegen nur durch eine betreuungsintensive Behandlung in der Praxis eines niedergelassenen Gastroenterologen beherrscht werden.

„Was hilft es, dem Hausarzt für seine Vorauswahl der schweren Fälle unter den chronisch erkrankten Patienten und deren Weitervermittlung zusätzliche Honorare zu geben, wenn dann für die Vergütung der fachärztlichen Grundversorgung dieser Patienten kein Geld mehr zur Verfügung steht?“, fragt Dr. Beyer. „Zurzeit ist es leider so, dass Lotsen so hoch bewertet werden, dass für das Gespräch mit dem Facharzt nichts mehr übrig bleibt.“